Der Untergang der Sowjetunion im Jahre 1991 war für viele Menschen der damaligen Zeit ein großer Einschnitt. Sie hatte über 70 Jahre bestanden und war lange Zeit die Führungsmacht eines Weltreichs gewesen. Das Verhältnis der Russlanddeutschen zur Sowjetunion war bestenfalls zwiespältig, in den letzten Jahrzehnten jedoch zumindest friedlich gewesen. Würde das Ende der Sowjetunion neue Möglichkeiten oder neue Gefahren bereithalten?
1 Auf der Suche nach einem besseren Leben – Massenhafte Rückwanderung
Rückwanderung in die BRD
Mit dem Ende der Sowjetunion und dem Zusammenbruch des Ostblocks setzte eine große Auswanderungswelle von Russlanddeutschen nach Deutschland ein. Ihre zukünftige Stellung in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion war häufig ungewiss. Die Grenzen waren nun offen. Auseinandergerissene Familien konnten wieder zusammengeführt werden. Und auch die Erinnerung an das ‚Deutschsein‘ und das Bedürfnis, die deutsche ‚Ur-Heimat‘ einmal zu sehen, bekamen bei vielen Russlanddeutschen nun Raum. Außerdem verstärkte die wirtschaftliche Krise während des Übergangs zu einer kapitalistischen Wirtschaft das Gefühl der Perspektivlosigkeit.
Das vereinigte Deutschland erschien vielen Russlanddeutschen vor diesem Hintergrund als wirtschaftlich attraktives und gut organisiertes Land voller Lebenschancen. So begann eine Massenrückwanderung Russlanddeutscher nach Deutschland. Zwischen 1990 und 1997 gingen fast 1,3 Mio. Menschen mit deutscher Herkunft nach Deutschland. Die Aussiedlung nach Deutschland wurde eine Bewegung mit großer Sogwirkung. Immer mehr Menschen ließen sich von dem Gedanken an ein einfacheres und besseres Leben in Deutschland faszinieren. In den Familien wünschten sich viele Eltern und Großeltern vor allem eine bessere Zukunft für ihre Kinder und wollten sich nicht vorwerfen lassen, Chancen verpasst zu haben.
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Urheber: Institut für digitales Lernen
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Begründungen Russlanddeutscher für die Ausreise (1990er Jahre)
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Begründungen Russlanddeutscher für die Ausreise (1990er Jahre)
Wem daran liegt, daß seine Kinder und Kindeskinder Deutsche bleiben, der muß jetzt ausreisen.
Jetzt haben wir die Möglichkeit – wer weiß wie's morgen aussieht!
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Rede des russischen Präsidenten Boris Jelzin im Gebiet Saratow über die russlanddeutsche Frage, 1992
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Rede des russischen Präsidenten Boris Jelzin im Gebiet Saratow über die russlanddeutsche Frage, 1992
Hinweis: Saratow liegt in dem Gebiet der früheren Wolgadeutschen Republik.
Ich will hier eine verbindliche Erklärung abgeben, damit das allen klar ist: Dort, wo es keine kompakte Ansiedlung der deutschen Bevölkerung gibt, das heißt, wo die Wolgadeutschen keine Mehrheit bilden, wird es keine Autonomie geben! Das versichere ich als Präsident! [Aus der Menge: Hurra!]. Anders steht es mit dem 300.000 Hektar großen militärischen Testgelände [Raketentestgelände Kapustin Jar] im Wolgograder Gebiet, das unbesiedelt ist und [...] freigegeben wurde. Und dort, nehmen wir an, werden sie angesiedelt. Und sie sollen den Boden, der mit Geschossen gespickt ist, sie sollen ihn also bearbeiten. Und Deutschland wird dabei mithelfen. Irgendwann wird dann dort vielleicht ein Bezirk entstehen, vielleicht auch ein Rayon, ein nationaler Rayon der Wolgadeutschen, aber erst dann, wenn dort 90 Prozent Deutsche sein werden.
Bei euch bilden vorrangig die Russen die Mehrheit. Bei euch leben und in eurem Betrieb arbeiten über 50 Nationalitäten. Von welcher deutschen Autonomie des Wolgagebiets kann bei euch, auf eurem Territorium die Rede sein? Kein einziges Haus, nirgends, wird wegen der Wolgadeutschen abgetragen. Das garantiere ich euch. Das sollt ihr wissen und allen anderen weitersagen. Das steht nicht zur Debatte.
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Urheber: Institut für digitales Lernen
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Der russlanddeutsche Literat Johann Warkentin über den Beginn der Spätaussiedlerbewegung in der Sowjetunion
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Der russlanddeutsche Literat Johann Warkentin über den Beginn der Spätaussiedlerbewegung in der Sowjetunion
Es hatten sich ja Himmel und Hölle gegen dieses für uns einzig
lebenswichtige Ziel, den einzig darstellungswürdigen Gegenstand
verschworen, alle irdischen Mächte, nicht zuletzt auch die
Bundesrepublik.'
Der Kreml war stur, blieb stur, drauf schien Verlaß./
Man konnte sich empören, ihn beschwören/
nach Herzenslust, er würde auf nichts hören./
Doch plötzlich änderte sich das, und kraß!//
Und zwei Millionen, die man sinnbetörend/
gelockt, geködert ohne Unterlaß,/
die drängten nun herein ...'
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Probleme durch die Rückwanderung nach Deutschland bei Jugendlichen
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Probleme durch die Rückwanderung nach Deutschland bei Jugendlichen
Für die Jugendlichen, die in Westsibirien oder Kasachstan aufgewachsen sind, ist der Schritt am schwersten. Sie empfinden diese Länder als ihre Heimat. Sie haben im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern ein anderes Verhältnis zu Deutschland und der Frage der Auswanderung. Nicht selten kommt es wegen der bevorstehenden Ausreise zu Konflikten in den Familien, und nicht immer reisen die Jugendlichen bereitwillig aus. In einer wichtigen Phase der Persönlichkeitsentwicklung müssen sie alle Bindungen aufgeben, sollen plötzlich ‚richtige‘ Deutsche sein, sich einfügen in einen Kulturkreis, der ihnen fremd ist, der ihnen nichts bedeutet und den sie im schlimmsten Fall sogar ablehnen. Entwurzelt, des Deutschen nicht mächtig, im Konflikt mit ihren Angehörigen kommen die jungen ‚Russlanddeutschen‘ in die ‚historische Heimat‘, stoßen auf eine ihnen völlig fremde und oft feindliche Umwelt [...].
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Evgenia Gorbatko über die Umsiedlung nach Deutschland
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Evgenia Gorbatko über die Umsiedlung nach Deutschland
Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, dass wir nach Deutschland gehen. Aber als ich 3 Wochen vor der Abreise die Flugtickets in der Hand hielt, habe ich Angst gekriegt. [...] Ich habe mich gefragt, wie wird es ohne meine Freunde in einem fremden Land sein? [...] Angekommen in Deutschland, waren wir zunächst in Friedland, später in Unna-Massen. Wir sind am 9. November 2003 in Deutschland angekommen [...]. Wir haben Kasachstan bei Sonnenschein verlassen und Deutschland bei Regen und grauem Himmel betreten. ich hatte einen sehr schlechten Eindruck von Deutschland! [...] Ich hatte die Empfehlung gekriegt auf ein Gymnasium zu gehen und mein Abitur zu machen. So bin ich auf die Unesco-Schule gekommen. Dort war ich erst in einer internationalen Förderklasse mit Mitschülern aus verschiedenen Ländern. Nach einem halben Jahr bin ich in die Regelklasse gekommen. Schwierigkeiten hatte ich nur im Fach Deutsch, alles andere war kein Problem. Schwierig war auch damals für mich, dass ich mit 17 Jahren erst in einer neunten Klasse war. Meine Freunde in Kasachstan standen viel schneller im Berufsleben. Das hat mich damals traurig gemacht. Heute weiß ich, dass sie dort keine besondere Zukunft haben und viel weniger gesehen haben als ich. Es hat mir geholfen, dass wir nach 9 Monaten direkt wieder nach Kasachstan geflogen sind, weil wir Heimweh hatten. Das hat mir gezeigt, dass wir in Deutschland unsere neue Heimat gefunden haben. Die Ausreise nach Deutschland war auf jeden Fall positiv für mich!
Hinweise
- Evgenia Gorbatko war 17 Jahre als sie mit ihren Eltern nach Deutschland übersiedelte. Sie berichtet hier als 25-Jährige.
- In Friedland und Unna-Massen befinden sich Aufnahmeeinrichtungen für Aussiedler, Zuwanderer und Flüchtlinge.
Tabelle: Übersiedlungen von Russlanddeutschen in die Bundesrepublik Deutschland (1985–1996)
Jahr | zugewanderte Russlanddeutsche |
---|---|
1985 | 460 |
1986 | 753 |
1987 | 14.488 |
1988 | 47.572 |
1989 | 98.134 |
1990 | 147.950 |
1991 | 147.320 |
1992 | 195.576 |
1993 | 207.347 |
1994 | 213.214 |
1995 | 209.409 |
1996 | 172.181 |
2 Die deutsche Bundesregierung und Russlanddeutschenhilfe
Die deutsche Bundesregierung förderte die russlanddeutsche Kultur nach 1990 intensiv. In vielen Siedlungszentren der Russlanddeutschen wurden beispielsweise Kulturvereine und andere Bildungseinrichtungen unterstützt. Außerdem wurde seit Mitte der 1990er Jahre in einer sogenannten ‚Sprachoffensive‘ sehr intensiv das Lernen der deutschen Sprache gefördert. Bis Ende 1997 förderte die Bundesregierung beispielsweise in Russland und Kasachstan 6.219 Sprachkurse in 644 Orten mit etwa 105.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Kenntnis der deutschen Sprache war auch für diejenigen Russlanddeutschen wichtig, die nach Deutschland aussiedeln wollten. Zwar gaben bei der Übersiedlung etwa drei Viertel der Aussiedler Deutsch als ihre Muttersprache an, viele beherrschten die deutsche Sprache aber nicht gut.
Darstellung
Sprachprobleme bei Spätaussiedlern
Darstellung
Sprachprobleme bei Spätaussiedlern
In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen können ca. 49 Prozent nur wenige Worte bzw. gar kein Deutsch; bei den 45- bis 59-Jährigen sind es 34 Prozent und bei den über 60-Jährigen nur noch 22 Prozent. In der Altersgruppe der unter 25-Jährigen können mehr als die Hälfte – 53 Prozent – nur wenige Worte bzw. kein Deutsch. Aussiedler, die in der Öffentlichkeit untereinander nur Russisch sprechen, werden von vielen Einheimischen als Russen bezeichnet. Die Russlanddeutschen selbst fühlen sich diskriminiert, was sich in dem Ausspruch äußert: „In Russland war ich der Deutsche, hier bin ich Russe." Um diese Situation positiv zu verändern, hat die Bundesregierung 1996 eine „Sprachoffensive“ eingeleitet. In den Herkunftsländern der Aussiedler, besonders in Russland und Kasachstan, sowie in Deutschland finden geförderte Deutschkurse statt (6 Monate, für Jugendliche 10 Monate).
3 Nationale Rayons statt Wolgarepublik
Deutscher Nationaler Rayon Asowo/Omsk in der Russischen Föderation
In Westsibirien, nahe der Stadt Omsk, wurde 1992 ein deutscher Rayon (Landkreis) gegründet. Zu Beginn der 1990er Jahre lebten dort in einigen Siedlungen mehrheitlich Deutsche. Die Gründung dieses Rayons wurde mit Geld und organisatorischer Hilfe von der deutschen Bundesregierung unterstützt.
Es entstanden neue Verwaltungsgebäude, Siedlungshäuser und soziale
Einrichtungen wie Schulen und Gesundheitsstationen. Für alle Maßnahmen
wurde ein Finanzierungsfond gegründet, der Kredite an bauwillige
Personen und Firmen vergab. So wurde beispielsweise im Ort Krutsch 1994
ein Bauprojekt im Umfang von 2,76 Millionen Deutsche Mark begonnen. Es
wurde zunächst ein Wohngebiet mit 30 Häusern und Wirtschaftsgebäuden,
einer Schule und einer Erste-Hilfe-Station errichtet. Beim Bau der
Siedlung wurden die späteren Bewohner von der Baufirma einbezogen.
Darstellung
Das russisch-deutsche Haus in Nowosibirsk
Darstellung
Das russisch-deutsche Haus in Nowosibirsk
Das Kindertheaterfestival ‚deutsch spielerisch‘, das im Video oben gezeigt wird, fand 2021 zum 19. Mal statt. Es ist ein gutes Beispiel für die Kulturarbeit, die das russisch-deutsche Haus in Nowosibirsk leistet. Viele Bilder und Informationen zu diesem Theaterprojekt findest du hier auf der Website des Hauses (wenn du kein Russisch kannst, wirst du dir die Seite online übersetzen lassen müssen). Die Seite bietet auch eine 3D-Tour durch das Haus an und du kannst dir die Ausgaben der hier herausgegebenen ‚Sibirischen Zeitung plus‘ ansehen.
Vertiefung
Fördermaßnahmen der Bundesrepublik im Deutschen Nationalen Rayon Asowo/Omsk
Vertiefung
Fördermaßnahmen der Bundesrepublik im Deutschen Nationalen Rayon Asowo/Omsk
Neben den oben genannten Infrastrukturmaßnahmen, förderte die Bundesregierung den Rayon auch in der medizinischen Versorgung, mit Kulturprogrammen und in der Landwirtschaft:
- Seit 1996 erhielten im Nationalrayon 100 Erste-Hilfe-Stationen Medikamentenlieferungen, marode Gebäude wurden saniert und es entstand ein Altersheim mit 45 Wohneinheiten. Auch Straßen wurden neu gebaut.
- Zur Pflege deutscher Kultur wurden zum Beispiel Kinderbuchwettbewerbe gefördert. Die deutsche Zeitung mit dem Namen ‚Ihre Zeitung‘ brachte in den 1990er Jahren eine wöchentliche Ausgabe mit acht Seiten in deutscher Sprache heraus. Diese zählte im Omsker Gebiet zeitweise zu den meistverkauften Wochenzeitungen.
- Auch die Landwirtschaft wurde massiv gefördert. Mit Saatgut und Maschinen aus Deutschland wurde die Produktion gesteigert und die Qualität der Ernten verbessert. Zeitweise waren die Ernten im Asowo-Rayon um das Dreifache höher als im russischen Durchschnitt.
Deutscher Nationaler Rayon im Altai-Gebiet (Halbstadt) in der Russischen Föderation
Der deutsche nationale Rayon im Altai-Gebiet
Die Bundesrepublik förderte seit 1989 ebenfalls ein Projekt zur Wiederherstellung eines deutschen Nationalrayons im Altai-Gebiet. Dieser Rayon hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg bestanden, war dann aber in der Zeit des stalinistischen Terrors 1938 aufgelöst worden.
Im neu gegründeten Nationalrayon im Altai-Gebiet wurden in den 1990er Jahren ebenfalls Bauprojekte in Wirtschaft, Infrastruktur und Sozialwesen unterstützt, darunter Molkereien und Schlachthöfe. Auch ein Krankenhaus und Bildungseinrichtungen entstanden.
Viele deutschstämmige Menschen gingen auch während des erfolgreichen Aufbaus im Rayon nach Deutschland. Aus Kasachstan und Kirgisistan zogen viele Familien nach, die nur noch teilweise einen Bezug zur deutschen Kultur hatten. Die Pflege der deutschen Kultur ist daher ein wichtiges Anliegen des Rayons.
Quelle
Aus dem Gedicht "Enttäuscht" des russlanddeutschen Dichters Leo Maier
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Aus dem Gedicht "Enttäuscht" des russlanddeutschen Dichters Leo Maier
In Jelzins Absicht schmeckt wohl jeder
den wermut-bitteren Ersatz.
Wir sagen Russlands Präsidenten:
Wir brauchen nicht Kapustin Jar,
das unfruchtbare Schießgelände,
wo nie ein Russlanddeutscher war!
Nicht mal mit Schellen an den Händen
treibt einen Deutschen man dorthin!
Was können wir der Heimat sagen,
die wir geliebt seit alters her?
'in all den trüben schweren Tagen
warst du uns keine Heimat mehr!'
Für Rußland sind wir fremd geblieben,
nur Arbeitsvieh bis in den Tod.
Für Deutschland waren wir und bleiben
die deutschen Brüder in der Not.
Ich hatte Hoffnung, hatte Glauben
Und einen schönen Jugendtraum,
Der süß war wie des Weinstocks Trauben,
Doch spurlos schwand wie Meeresschaum.
Es ist nicht leicht, doch muß ich wagen
Und fahren hin zum Vater Rhein,
Vielleicht kann ich dort endlich sagen:
'Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!'
Ich möchte gern zurück, mein liebes Deutschland,
Hab's nie geseh'n, doch sehen will ich's unbedingt.
Ich bin ein Deutscher, darum fort von Rußland.
Bin übermüde, Spott und Hohn zu dulden.
Ich beuge mich, Deutschland, mich zu deinen Füßen
Und bitte: nimm an den verlorenen Sohn.
Allgemeine Informationen
Russlanddeutsche Kultur in Russland heute
Allgemeine Informationen
Russlanddeutsche Kultur in Russland heute
Es gibt in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion viele
Vereine, Interessengruppen oder Verwaltungseinrichtungen, in denen
Russlanddeutsche heute ihr Leben gestalten und ihre Kultur pflegen. Hier
einige Beispiele:
Allgemeine Informationen
Der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK)
Allgemeine Informationen
Der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK)
Hinweis: Dieser Text stammt aus einem Artikel der Moskauer Deutschen Zeitung zum 30. Gründungsjubiläum des Internationalen Verbands der deutschen Kultur (IVDK). Den ganzen Artikel findest du hier.
Das war die Ausgangslage, als am 28. Juni 1991 eine neue gesellschaftliche Organisation gegründet wurde, die sich zur Aufgabe machte, die ethnokulturellen Potenziale der Sowjetdeutschen zu bündeln und ihre ethnokulturelle Entwicklung zu fördern.
Wir beschlossen, unserer Vereinigung folgenden Namen zu geben: Verband zur Förderung der Kultur der Deutschen in der Sowjetunion. Doch bereits in den darauffolgenden Monaten wurde klar, dass das Schicksal der UdSSR fraglich ist, deshalb wurde unsere Organisation im Oktober 1991 als Internationaler Verband der deutschen Kultur registriert.
Anfangs verhielten sich die „großen Namen“ der Bewegung [der Russlanddeutschen] gegenüber dem IVDK von oben herab: Wir machen hier ernsthafte politische Arbeit und die kommen uns mit ihrer Kultur in die Quere, so der Tenor. Ich erinnere mich, wie einmal einer der „Patriarchen“ zur Freude anderer Anführer auf einer Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen erklärte: „Wenn wir den Weg nehmen, den Heinrich Martens vorschlägt, dann singen und tanzen wir unsere Republik weg. Erst müssen wir sie wiederherstellen, dann können wir auch singen und tanzen lernen.“ Aber die Zeit verging, die Republik wurde nicht wiederhergestellt, nach und nach zerfielen die einst großen Organisationen und zerstreuten sich ihre Führungsfiguren in alle Winde.
Zur selben Zeit organisierte der IVDK Jugendlager, Konzerte, Ausstellungen und Festivals, veranstaltete Schulungen und wissenschaftliche Konferenzen, startete Deutschkurse, brachte die Herausgabe von Büchern und Zeitschriften für die deutsche Bevölkerung auf den Weg, tilgte weiße Flecken in der Geschichte der Russlanddeutschen, half bei der Gründung des Jugendrings der Russlanddeutschen, der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, des Sozialrats der Selbstorganisation der Russlanddeutschen und des Deutschlehrerverbands Russlands. Unsere Fachleute waren in den Regionen unterwegs und leisteten die nötige organisatorische und methodische Hilfe. Wir arbeiteten hart für die Zukunft der Russlanddeutschen, egal, ob sie in Russland bleiben wollten oder es vorzogen, in ihre historische Heimat überzusiedeln.
4 Zusammenfassung
Auf dieser Seite ging es um die Frage, was die Russlanddeutschen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion taten.
Der überwiegende Teil der Russlanddeutschen entschied sich, die neuen Freiheiten zu nutzen und sich auf den Weg nach Deutschland zu machen. Ab 1990 stieg die russlanddeutsche Einwanderung in die BRD auf über 100.000 pro Jahr an, bis 1997 reisten 1,3 Millionen aus.
Einerseits versuchte die BRD, die Einreise von Russlanddeutschen zu erleichtern. Sie bekamen erleichterten Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft und man versuchte, die (oft geringen) Deutschkenntnisse der Spätaussiedler zu fördern. Andererseits sollten auch die in Russland zurückbleibenden Russlanddeutschen unterstützt werden.
Als Ersatz für die verlorene Wolgarepublik wurden in Westsibirien Nationale Rayons (Landkreise) für die dort lebenden Russlanddeutschen eingerichtet. Hier wurden mit deutscher finanzieller Unterstützung verschiedene wirtschaftliche, soziale und kulturelle Projekte aufgebaut.